DDR - Erfolge aber kein Ehrenname

Freiwillige Feuerwehr Wriezen 1855

Viele Erfolge konnten bei den damals durchgefühiten Bestenermittlungen, im Gruppenausscheid und im Feuerwehrkampfsport im Kreis- und Bezirksmaßstab errungen werden. Beweis dafür sind die zahlreichen Urkunden, Medaillen und Pokale, die einen Ehrenplatz im Schulungsraum der Wehr haben.

Einen großen Erfolg verbuchte die Wriezener Wehr im Jahre 1965. Beim Gruppensausscheid der damaligen Bezirke Dresden, Cottbus, Karl-Marx-Stadt und Frankfurt (Oder) wurde der 2. Platz erkämpft. Dieser Erfolg war auch ein Verdienst des damaligen Wehrleiters Heinz Schröder. Er sorgte durch seine Führungsqualitäten dafür, daß die Wehr einen sehr guten Ausbildungsstand hatte. Dieser Erfolg wurde noch durch den Kameraden Buchtholz gesteigert. der beim Bezirksauscheid im Sturmleitersteigen eine Goldmedaille errang. Die Wriezener Wehr hatte sich also wieder Achtung und Ansehen erworben.

Es ging jedoch nicht nur um Erfolge bei den durchgeführten Leistungsvergleichen. Hauptanliegen der Wehr war natürlich, bei Bränden oder Katastrophen sofort zur Stelle zu sein, wenn es galt, Leben zu retten und Eigentum vor Schaden zu bewahren. Ein wichtiges Aufgabenfeld war zu dieser Zeit die Verhinderung von Bränden.

Der "Vorbeugende Brandschutz" erhielt in der ehemaligen DDR einen besonders hohen Stellenwert. Der Schutz des Lebens der Menschen und der Tiere, sowie der Sachwerte am sozialistischen Eigentum und am Privateigentum der Bürger wurde zum zentralen Anliegen. So übernahm im Jahre 1983 der Kamerad Günter Kettner, erst seit August 1981 Mitglied der Wehr, vom Kameraden Heinz Hamann. der am 13.1.1983 altersbedingt aus der Wehrleitung verabschiedet wurde, das Amt des Stellvertreters des Wehrleiters für Kontrollen im Brandschutz.

Unter der Führung des Kameraden Ernst Bläsing arbeiteten damit die Kameraden Günter Kettner und Günter Galle (als Stellvertreter des Wehrleiters für Einsatz, Aus- und Weiterbildung) in der Wehrleitung. Auf der Grundlage des Brandschutzgesetzes vom 19.12.1974 und der Anordnung über brandschutzgerechtes Verhalten in Wohnstätten, Objekten und Einrichtungen vom 5.7.1976 erfolgte eine völlige Neuorganisation des vorbeugenden Brandschutzes, den es bereits Anfang der sechziger Jahre unter dem Begriff .,Sonnenberger System" gab. Es wurde damit gesichert, daß alle Betriebe, kommunale Einrichtungen, aber auch die privaten Haushalte in exakt vorgegebenen regelmäßigen Abständen kontrolliert wurden.

Im Ergebnis dieser Kontrollen konnte die Anzahl der Brände weiter gesenkt werden. Insbesondere die älteren Bürger nahmen die Hinweise zum brandschutzgerechten Verhalten dankbar entgegen. Es wurden Schulungen für die Hausbrandschutzverantwortlichen in den Wohnblöcken durchgeführt und damit das brandschutzgerechte Verhalten auf eine breite Trägerebene gestellt.

Von der mittlerweile ins Leben gerufenen Brandschutzgruppe. zu der auch 10 Kameradinnen gehörten, wurden die Brandschutzkontrollen nach intensiver vorheriger Ausbildung durchgeführt. So wurden jährlich ca. 500 bis 600 Einzelkontrollen. davon ca. 80 % in den privaten Haushalten durchgeführt.

Positiv wirkte sich in der Entwicklung der Brandbekämpfung auch aus, daß fünf Wriezener Betriebe Werksfeuerwehren mit eigener Löschtechnik (TS 8 bzw. KLF - B 1000) unterhalten mußten.

Es waren dies:

VEB Holzimport Wriezen, KIM Entenproduktion Wriezen, LIW Wriezen, Kreisbetrieb für Landtechnik Wriezen und das Betonwerk Wriezen.

Von Seiten der Feuerwehr wurde eine gemeinsame Ausbildung angestrebt, die jedoch nie zustande kam. Lediglich einmal im Jahr wurde eine gemeinsame Übung als Wettbewerb um den vom Bürgermeister der Stadt gestifteten Stadtpokal durchgeführt.

Trotz der guten Arbeit der einzelnen Kameraden der Wriezener Wehr gab es aber auch zahlreiche Probleme. Ein besonderer Schwerpunkt war die personelle Stärkung der Wehr. Es wurden Aussprachen mit vielen Handwerkern und anderen Bürgern geführt, die jedoch kaum zählbare Erfolge brachten. Jeder erwartete von der Feuerwehr zwar, daß sie bei einem Brand oder anderen Hilfeleistungen sofort zur Stelle ist. Die Angesprocheneu selbst waren aber kaum bereit, die Reihen der Wehr zu stärken und einen persönlichen Beitrag zu leisten.

Ein Grund dafür lag vermutlich in der fehlenden staatlichen Anerkennung der Leistungen der Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehren. Während den Angehörigen der damaligen Kampfgruppen für ihre Tätigkeit materielle Vergünstigungen, so z. B. in Form von zusätzlichen Rentenzahlungen staatlich zugesagt wurden, gab es Ähnliches für die Feuerwehren nicht. Da konnte man es den jungen Männern nicht verdenken, daß sie die Ausbildung in den Kampfgruppeneinheiten nach einem festgelegten Dienstplan den Aufgaben der Kameraden der Feuerwehr vorzogen. die ja immer beim Ertönen der Sirene einsatzbereit sein mußten, um dann sofort zu jeder Tages- und Nachtzeit zu helfen. Eine Ungerechtigkeit, die viele nicht verstehen konnten.

Genauso unverständlich blieb den Kameraden der Wriezener Wehr, daß ihnen nicht genehmigt wurde, den Ehrennamen "Albert Mahler'' zu tragen. Jahrelang bemühte sich die Wehrleitung darum, den Namen des Begründers des Freiwilligen Feuerlöschwesens in der ehemaligen Mark Brandenburg tragen zu dürfen.
Einigen Funktionären im damaligen Rat des Kreises Bad Freienwalde und der SED-Kreisleitung war dies ein Dorn im Auge. Sämtliche Anträge wurden abgelehnt. Als Begründung wurde mitgeteilt - man höre und staune - Albert Mahler wäre nicht revolutionär genug! Einen anderen "Ehrennamen" lehnte die Wehrführung, die sich dem Vermächtnis Albert Mahlers verpflichtet fühlte, ab, so daß es nie zur Verleihung eines Ehrennamens für die Wriezener Wehr kam, der zu DDR-Zeiten fast ein "Muß" war.

Nachfolgend sollen einige markante Beispiele für Brände und Hilfeleistungen, bei denen die Wriezener Wehr zum Einsatz kam, aufgezeigt werden.

1960 bis zum Beginn der 2000er Jahre:

Die Wriezener Wehr war auch in die 042. Brandschutzeinheit des Bezirkes Frankfurt/Oder integriert. Hier nahmen jährlich ca. 20 Kameraden an einer zweitägigen Ausbildung der Einheit teil, die wesentlich zur Erhöhung der Einsatzbereitschaft und zur Vermittlung von Spezialkenntnissen beitrug. Bei einem Brand, in der Nacht vom 9. zum 10. November 1989, im Wriezener Mischfutterwerk, gelang es der Wehr und insbesondere dem Kameraden

Wolf-Dieter Kentel

bedeutende Werte vor den Flammen zu retten - dafür erhielt der Kamerad Kentel aus den Händen des letzten Ministerpräsidenten der DDR, Hans Modrow, die "Medaille für Verdienste im Brandschutz".